Für die rund 5,5 Millionen Muslime in Deutschland beginnt voraussichtlich am 1. März der heilige Fastenmonat Ramadan. Während dieser Zeit wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet. In Deutschland gibt es für Muslime zahlreiche Möglichkeiten, den Ramadan zu begehen – von traditionellen Bräuchen bis hin zu modernen Feiermöglichkeiten.
Unterschiedliche Traditionen je nach Herkunft
Aufgrund der wachsenden Anzahl an Muslimen in Deutschland gibt es besonders in Großstädten wie Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt zahlreiche Moscheen und islamische Zentren, die zum Ramadan besondere Veranstaltungen, Gebetszeiten und gemeinschaftliche Iftar-Feiern anbieten.
Dabei können die Traditionen zum Ramadan zwischen den unterschiedlichen muslimischen Kulturen leicht variieren. Das betrifft vor allem die Essgewohnheiten und religiösen Rituale türkischer, arabischer, südasiatischer oder afrikanischer Gemeinschaften.
Ursprung und Historie
Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Kalenders und eine der heiligsten Zeiten für Muslime weltweit. Er gilt als Monat der Offenbarung des Korans: Nach islamischem Glauben erhielt der Prophet Mohammed in dieser Zeit die ersten Verse durch den Engel Gabriel.
Das Fasten (Sawm) ist eine der fünf Säulen des Islam und wurde im Jahr 624 n. Chr. offiziell eingeführt. Es dient nicht nur der physischen Enthaltsamkeit, sondern vor allem der inneren Reinigung, Selbstdisziplin und der Stärkung der Gottesfurcht (Taqwa).
Die Bedeutung des Ramadan für Muslime
Für die Muslime beginnt mit dem Ramadan nicht nur die Zeit des Fastens, sondern auch die der Selbstreflexion und der Nähe zu Allah.
Der tägliche Fastenablauf beginnt mit dem Suhoor, der ersten Mahlzeit des Tages, die vor Sonnenaufgang eingenommen wird. Während des Tages verzichten die Muslime vollständig auf Essen und Trinken. Erst mit dem Sonnenuntergang wird das Fasten durch das Iftar (Fastenbrechen) beendet und es darf wieder gegessen und getrunken werden.
In muslimischen Ländern machen sich am Abend fast alle Nachbarn auf dem Weg in die Moschee, um dort gemeinsam das Tarawih-Gebet zu beten. Dies ist ein besonderes Gebet nach dem Nachtgebet, welches aus 30 Teilen besteht, die innerhalb der 30 Ramadan-Tage einmal komplett durch gebetet werden. Auch in Deutschland ist diese Tradition unter Muslimen weit verbreitet.
Zudem spielt Wohltätigkeit (Zakat) als eine weitere Säule des Islam in dieser Zeit eine übergeordnete Rolle. Es ist Tradition, einen Teil des Einkommens an Bedürftige zu spenden.
Ebenso leisten viele Muslime neben dem obligatorischen Zakat freiwillige Spenden in Form von Geld, Lebensmitteln oder anderen Ressourcen. So wollen sie ihre Solidarität mit den weniger privilegierten Menschen in der Gesellschaft zeigen.
Ramadan in Deutschland: Wie Muslime den Fastenmonat begehen
Um den Fastenmonat Ramadan gebührend zu begehen, beginnen viele Muslime bereits einige Tage im Voraus mit den Vorbereitungen.
Da die Fastenzeiten sich nach dem Sonnenauf- und -untergang richten, variieren sie je nach Stadt. Deshalb veröffentlichen viele Moscheen spezielle Ramadan-Kalender mit den genauen Zeiten für Suhoor und Iftar. Alternativ bieten Apps wie Muslim Pro oder Athan eine praktische Möglichkeit, die aktuellen Gebets- und Fastenzeiten für den jeweiligen Standort einzusehen.
Ein wichtiger Bestandteil der Vorbereitung ist zudem die Planung der Mahlzeiten. In türkischen, arabischen und asiatischen Supermärkten finden Muslime eine große Auswahl an Halal-Zutaten sowie traditionellen Lebensmitteln, die im Ramadan besonders gefragt sind. Datteln, Hülsenfrüchte, Gewürze und orientalische Süßspeisen sind fester Bestandteil vieler Iftar-Gerichte.
Auch festliche Dekorationen wie Laternen (Fanous) oder kunstvolle Tischdekorationen tragen dazu bei, die besondere Atmosphäre des heiligen Monats in den eigenen vier Wänden zu schaffen.
Wo man Iftar in Deutschland genießen kann
Während einige das Iftar alleine zu Hause oder mit Familie begehen, pflegen andere gerne die Tradition, dies in Gemeinschaft zu tun. Dafür gibt es in deutschen Großstädten viele unterschiedliche Möglichkeiten.
In Berlin, München und Köln beispielsweise konzentrieren sich die Iftar-Veranstaltungen hauptsächlich auf Moscheen und Community-Zentren. Dort finden neben dem gemeinsamen Fastenbrechen oft auch Vorträge, Gebete und wohltätige Aktionen statt.
In Hamburg dagegen zieht es die Muslime eher nach draußen auf die Straße. Denn während des Ramadans gibt es dort viele Märkte, die traditionelle Gerichte aus der Türkei oder dem Nahen Osten anbieten. Beliebt sind beispielsweise frisch gebackenes Fladenbrot, Datteln, Lahmacun, gegrilltes Fleisch und süße Spezialitäten wie Baklava oder Kunafa, die in geselliger Atmosphäre genossen werden.
In Frankfurt trifft man sich häufig in arabischen, türkischen oder pakistanischen Restaurants, wo spezielle Iftar-Buffets angeboten werden. Auch viele Cafés und Teehäuser verlängern ihre Öffnungszeiten, sodass nach dem Tarawih-Gebet noch traditionelle Getränke wie Minztee oder Ayran genossen werden können.
Gemeinschaft & Moschee-Aktivitäten während des Ramadan
Während des Ramadan spielen Moscheen eine zentrale Rolle für viele Muslime in Deutschland. Sie bieten die speziellen Tarawih-Gebete an, die nach dem letzten Pflichtgebet des Tages stattfinden. Besonders in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt sind diese Nachtgebete gut besucht und stärken das Gemeinschaftsgefühl.
Neben den Gebeten gibt es auch Ramadan-Lektionen und Vorträge, in denen islamische Gelehrte über die Bedeutung des Fastens, spirituelle Reflexion und gesellschaftliche Verantwortung sprechen. Diese Veranstaltungen bieten Muslimen die Möglichkeit, sich weiterzubilden und sich mit anderen Gläubigen auszutauschen.
Zum Zweck des Zakats nutzen viele Muslime diese Zeit, um Bedürftige zu unterstützen – sei es durch Geldspenden an Hilfsorganisationen, Lebensmittelverteilungen oder ehrenamtliche Arbeit. In vielen Moscheen und muslimischen Vereinen werden Spendenaktionen organisiert, um hilfsbedürftige Menschen in Deutschland und weltweit zu unterstützen.
Ramadan am Arbeitsplatz & in der Schule
Für viele Muslime in Deutschland bedeutet der Ramadan, dass sie das Fasten mit Arbeit oder Studium in Einklang bringen müssen.
Eine gute Zeitplanung hilft dabei, produktiv zu bleiben – beispielsweise, indem man anspruchsvolle Aufgaben auf den Vormittag legt, wenn die Energie noch hoch ist. In vielen Unternehmen gibt es zudem flexible Arbeitszeitmodelle, die es ermöglichen, später zu starten oder früher Feierabend zu machen. Auch Universitäten bieten manchmal Anpassungen für Prüfungen oder Vorlesungen an.
Für nicht-muslimische Kollegen und Lehrer ist es hilfreich, Rücksicht auf fastende Muslime zu nehmen. Verständnis für Konzentrationsschwankungen am Nachmittag oder das Verzichten auf Druck, etwas zu essen oder zu trinken, kann das Arbeits- und Lernklima verbessern. Kleine Gesten wie das Verschieben von anstrengenden Meetings oder das Interesse an Ramadan-Traditionen, fördern zudem ein respektvolles Miteinander.
Eid al-Fitr: Das Ende des Ramadan feiern
Der Ramadan endet am 30. März mit dem Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr), auch bekannt als Zuckerfest. Für diesen Anlass beginnen die Muslime schon Tage vorher ihre Wohnungen zu säubern und zahlreiche Süßspeisen und Lebensmittel einzukaufen.
Der Tag beginnt mit den Eid-Gebeten, welche auch in Deutschland in zahlreichen Moscheen und Freiluftparks stattfinden. Danach werden Glückwünsche (Eid Mubarak) ausgetauscht und oft gemeinsam mit der Familie gefrühstückt, um anschließend das Fest weiter einzuleiten.
Es ist Tradition zu diesem Anlass, festliche Kleider zu tragen und Kinder erhalten oft Geschenke. Familienbesuche sind ein wichtiger Bestandteil, ebenso wie festliche Mahlzeiten mit traditionellen Süßigkeiten wie Baklava oder Maamoul.
Viele Muslime spenden an diesem Tag außerdem noch einmal für gemeinnützige Organisationen. Daher organisieren einige Gemeinden größere Wohltätigkeitsveranstaltungen und Essensvergaben an diesem Tag. Zudem werden zahlreiche öffentliche Eid-Festivals mit Musik, Essen und Aktivitäten veranstaltet.
Tipps für Muslime, die Ramadan in Deutschland verbringen
Um sich auf die Fastenzeit vorzubereiten, gibt es in Deutschland zahlreiche Möglichkeiten, Halal-Lebensmittel einzukaufen.
Wer keinen türkischen, arabischen oder asiatischen Supermarkt in der Nähe hat, kann es in großen Ketten wie Edeka oder Rewe probieren. Oft gibt es hier zum Ramadan ganze Abteilungen mit Halal-Lebensmitteln. Alternativ können Lebensmittel auch online bestellt werden. Shops wie Noahs Weide, Yolla oder KaufDeinFleisch.de liefern Halal-Fleisch und andere Spezialitäten direkt nach Hause.
Orte für das gemeinsame Fastenbrechen
In vielen Städten gibt es öffentliche Iftar-Veranstaltungen, die von Moscheen oder muslimischen Organisationen organisiert werden. Besonders in Berlin und Frankfurt kann man das Fasten im Freien auf speziellen Ramadan-Märkten oder in parkähnlichen Orten mit Gemeinschaftsfeiern brechen. Diese Veranstaltungen bieten oft nicht nur Essen, sondern auch Musik und Kultur.
Einige gehobene Restaurants bieten während des Ramadans spezielle Iftar-Menüs an, zum Beispiel das „NENI“ in Berlin oder „Loulan Xinjiang“ in Frankfurt. Diese Restaurants bieten authentische Küche, die in einer eleganten Atmosphäre genossen werden kann, was das Fastenbrechen zu einem besonderen Erlebnis macht.
Ramadan Veranstaltungen in Deutschland
Neben den traditionellen Märkten, die in Hamburg und München stattfinden, gibt es mittlerweile auch in kleineren Städten wie Dortmund oder Stuttgart Ramadan-Straßenmärkte, auf denen nicht nur traditionelles Essen verkauft wird, sondern auch kunsthandwerkliche Produkte, Stoffe und religiöse Artikel.
In Berlin gibt es jedes Jahr das „Ramadan Food Festival„, bei dem Muslime und Nicht-Muslime eingeladen sind, sich über die islamische Kultur und den Ramadan auszutauschen. Die Veranstaltung umfasst Workshops, Filmvorführungen und sogar Kochkurse, bei denen man lernt, wie man typische Ramadan-Gerichte zubereitet.
Wie sich Ramadan in Deutschland verändert
Aufgrund der zunehmenden Zahl an Muslimen in Deutschland hat sich auch der Ramadan hierzulande verändert. Das Interesse, die Anerkennung und das Verständnis der nicht-muslimischen Bürger sind in den letzten Jahren stark angestiegen.
Vor einigen Jahren war der Ramadan in Deutschland noch nicht so etabliert, und viele nicht-muslimische Bürger hatten wenig Wissen darüber; jedoch hat sich dieses Verständnis besonders in großen Städten in den letzten Jahren erheblich gesteigert, was zu einer stärkeren Anerkennung und Integration der muslimischen Traditionen geführt hat.
Das betrifft vor allem die Arbeitsplätze und Schulen. Arbeitgeber und Lehrer haben zunehmend Maßnahmen ergriffen, um die Bedürfnisse ihrer muslimischen Mitarbeiter und Schüler während des Ramadan zu unterstützen.
Zudem spielt die Nutzung von Social Media und digitalen Plattformen beim Ramadan in Deutschland eine immer größere Rolle. Das betrifft besonders die Organisation von Iftar Events. Viele Muslime in Deutschland nutzen heute Plattformen wie Facebook oder Instagram, um Iftar-Treffen, Gebetszeiten und Veranstaltungen zu teilen.
Durch diese Veranstaltungen und Iftar-Einladungen oder öffentliche Ramadan-Märkte zeigen auch immer mehr nicht-muslimische Mitbürger zunehmend Interesse am Ramadan. Sie setzen sich mit der Kultur und den Traditionen auseinander und zeigen besonderes Interesse an den spirituellen und kulinarischen Aspekten des Ramadan.
Gemeinschaft und kultureller Austausch im Ramadan
Der Ramadan in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verändert und bietet heute zahlreiche Möglichkeiten für Muslime, ihren Fastenmonat in Gemeinschaft und mit bewusstem Engagement zu erleben.
Während der Ramadan traditionell von religiösen Ritualen wie dem Fasten und den Gebeten geprägt ist, spielen auch die sozialen Aspekte eine immer größere Rolle. Besonders in Großstädten sind öffentliche Iftar-Veranstaltungen und Ramadan-Märkte zu beliebten Treffpunkten geworden, die den interkulturellen Austausch fördern.
Die wachsende Zahl an Muslimen in Deutschland hat auch das Verständnis und das Interesse bei Nicht-Muslimen verstärkt, die zunehmend an den Feierlichkeiten teilnehmen oder sich über die Bedeutung des Ramadan informieren.
Es ist wichtig, den Ramadan nicht nur als eine Zeit des Fastens zu sehen, sondern auch als eine Gelegenheit, sich mit Familie, Freunden und der Gemeinschaft bewusst auseinanderzusetzen.
Muslime können sich nicht nur auf die spirituelle Reinigung konzentrieren, sondern auch ihre Verantwortung durch wohltätige Aktionen wie Zakat oder freiwillige Spenden wahrnehmen. Darüber hinaus ist es eine gute Zeit, mit anderen über die Bedeutung des Ramadan ins Gespräch zu kommen und den interkulturellen Dialog zu fördern.
Die Teilnahme an Ramadan-Events oder die Unterstützung von Wohltätigkeitsprojekten kann nicht nur Muslime stärken, sondern auch den Zusammenhalt und das gegenseitige Verständnis in der Gesellschaft fördern. Engagieren Sie sich, lernen Sie mehr über diese besondere Zeit und bereichern Sie den Dialog zwischen den Kulturen.
FAQ
Wo kann ich in Deutschland den Ramadan-Kalender mit Fastenzeiten finden?
Diese Kalender werden oft von den Moscheen in der jeweiligen Stadt bereitgestellt. Außerdem bieten Apps wie Muslim Pro oder Athan die Möglichkeit, aktuelle Fastenzeiten einzusehen.
Gibt es öffentliche Iftar-Veranstaltungen in deutschen Städten?
Ja, es gibt in Deutschland besonders in den Großstädten zahlreiche Iftar-Veranstaltungen. In Berlin, München und Köln finden diese hauptsächlich in Moscheen und islamischen Zentren statt. In Hamburg gibt es viele Ramadan-Märkte, während sich die Muslime in Frankfurt häufig in Restaurants zum Iftar treffen.
Wie können Arbeitgeber muslimische Mitarbeiter während des Ramadan unterstützen?
Arbeitgeber können muslimische Mitarbeiter während des Ramadan unterstützen, indem sie flexible Arbeitszeiten ermöglichen, etwa durch frühere Arbeitsbeginn- und Endzeiten oder Homeoffice-Optionen.
Rücksicht auf Leistungsschwankungen, besonders am Nachmittag sowie angepasste Pausenregelungen für das Fastenbrechen können ebenfalls hilfreich sein. Ein ruhiger Raum für Gebete und ein verständnisvolles Team, das über den Ramadan informiert ist, schaffen ein angenehmes Arbeitsumfeld.
Zudem kann die Möglichkeit, an Eid al-Fitr freizunehmen, Wertschätzung und Respekt für religiöse Bedürfnisse zeigen.
Was sind typische Ramadan-Gerichte, die man in Deutschland findet?
Zum Fastenbrechen werden oft Datteln und Suppen wie Linsensuppe oder Harira serviert. Beliebte Hauptgerichte sind Lahmacun, Mandi, Biryani oder Couscous, dazu Snacks wie Sambusas, Pakoras oder Falafel. Zum Nachtisch gibt es oft Baklava, Qatayef oder Kheer, begleitet von Getränken wie Jallab oder Ayran.
Welche Moscheen in Deutschland bieten Tarawih-Gebete an?
In Großstädten wie Berlin, Hamburg, München und Frankfurt sind diese Gebete fester Bestandteil des Ramadan-Programms in den Moscheen. Beispielsweise organisiert die Tarik Ben Ziad Moschee in Frankfurt regelmäßige Tarawih-Gebete während des Ramadan. Auch die Al-Muhajirin Moschee in Bonn bietet spezielle Programme und Gebetszeiten für den heiligen Monat an.
Wie kann man als Nicht-Muslim am Ramadan teilhaben oder Muslime unterstützen?
Eine nette Geste ist es, Muslimen zum Fastenbrechen (Iftar) zu gratulieren oder sich sogar zu einer gemeinsamen Iftar-Mahlzeit einladen zu lassen. Wer sich aktiv beteiligen möchte, kann sich an Wohltätigkeitsaktionen oder Spenden für Bedürftige beteiligen, da soziale Verantwortung im Ramadan eine große Rolle spielt. Offene Moschee-Veranstaltungen bieten zudem eine Gelegenheit, mehr über den Ramadan zu erfahren und interkulturellen Austausch zu fördern.